I need another story
Something to get of my chest
My life gets kind of boring
Need something that I can confess
Ich bin meistens pleite. Mit meinem abgebrochenen Politikstudium, meinem Backpack und Radl als einzigen Besitz,machen mich diese Sachen zum Backpacker wie er im Buche steht.
Bis auf eine Sache: Ich bin eigentlich ein mords Schisser.
Es ist doch so: Es gibt so eine Sorte Mensch und so Eine. Die eine Sorte stürzt sich waghalsig in Abenteuer, springt mutig vom 10-Meter-Turm und empfndet pure Freude bei der Vorstellung alleine ans andere Ende der Welt zu reisen.
Und dann gibt es noch die Andere: Die Sorte, die das mutig sein erst lernen muss, die erst mit etwas Übung aus Batmans Schatten in den Vordergrund tritt. Obwohl du vielleicht als Batman geboren wurdest, übst du dich in der Rolle als Robin. Doch es braucht nur einen Funken, einen kleinen Aussetzer, einen Sprung in deinem Soundsystem, der alles ändern kann.
Und über Nacht wächst du von Robin zu Batman.
Mein kleiner Aussetzer, mein Sprung in der Platte, liegt 3 Jahre zurück. 3 Jahre, die mein Leben verändert haben. 3 Jahre, in denen ich vom einen Ende der Welt ans Andere gereist bin. In denen ich dachte, ich müsste mich wie viele Andere auf die Suche machen. Mich selbstfinden. Mich weiterentwickeln.
Zurückkommen mit den aufregendsten Geschichten & Heldentaten: Eine Hütte in Uganda errichten, Skydiven in Neuseeland, Selfes schießen vom Machu Picchu oder im 8-er Dorm Sex haben. Aber ganz ehrlich? Das ist es nicht für mich.
Für mich bedeutet Reisen Fußabdrücke zu setzen und zu hoffen, dass jemand Anderes diese füllt.
Mich in anderen Menschen wiederzufnden. Denn es geht nicht darum was uns unterscheidet, sondern darum was wir gemeinsam haben. Dass wir keine Angst zu haben brauchen denn wenn du genau hinschaust, fndest du kleine Teile von dir in mir. Dass wir die gleichen Fehler machen, die gleichen Ängste haben und die gleichen Macken haben. Und uns genau das verbindet.
Also lass uns der Welt zeigen, wer wir wirklich sind! Lass uns erkennen, dass wir alle gleich sind. Und dass es sich lohnt, das der Welt auch zu zeigen.
Also lasse ich meine Maske fallen.
Jetzt.
Es ist 5:15. Ich kann nicht schlafen. Morgen um diese Zeit stehe ich am Flughafen und verlasse meine Heimat für 6 Monate. Nachdem ich herausgefunden habe, dass ich mein Leben so wie es jetzt ist, dezent scheiße fnde. Dass ich vielleicht auch mich selbst, von Zeit zu Zeit, dezent scheiße fnde. Dass ich etwas ändern möchte. Mich ändern möchte. Einmal eine Totalerneuerung, bitte! Mit extra Sahne oben drauf und n Schuss Selbstbewusstsein. Aber kann ich das?
Ich bin faul. Ich kann mich superschnell für etwas begeistern, aber wenn es dann um das Umsetzen geht, scheitere ich. Deswegen steht auch eine Gitarre in meinem Zimmer – nur dass sie nicht da steht, weil ich so gerne auf ihr spiele, sondern weil sie cool aussieht. Doof, oder?
Ich bin eifersüchtig auf Models, die ich in Magazinen sehe. Ich labere immer einen auf, wie wichtig es ist, umweltbewusst zu leben und die Natur zu respektieren – aber Daheim trenne ich nicht mal meinen Müll. Ich hätte gerne einen Freund – aber zugeben tue ich das nicht. Denn das signalisiert ja irgendwie Schwäche. Und den Mut aufbringen, den heißen Typen an der Bar anzureden? No way, er könnte mir ja eine Abfuhr erteilen. Und wie stünde ich denn dann da? Ich putze zu selten das Bad, trinke zu viel Wein und Bier, rede zu viel über den Sinn des Lebens, doch ändern tue ich doch nichts. Ich weiß nicht was ich will, kann nicht „Nein!“ sagen, bin zu streng zu mir selbst. Ich habe Angst, offen meine Meinung zu sagen, Angst, die Leute zu verscheuchen, die anderer Meinung sind und mich für bescheuert halten.
Es immer allen Recht machen, nicht anecken.Warum fällt es mir so schwer, die Silben in Worte und die Worte in Sätze zu fassen?
Und dabei möchte ich doch sagen was ich denke und nicht nur denken was ein Anderer sagt.
Und ICH will ans andere Ende der Welt reisen? Ich kann noch nicht mal Spanisch, bin froh, wenn ich vom Flughafen in mein Hostel fnde. Ich weiß nicht ob ich das schaffe. Ich habe Zweifel.
Doch warum ist das so? Vielleicht weil man etwas riskiert, wenn man springt. Doch glaube ich, es ist ehrenhafter zu springen und zu fallen, als mit einem Fallschirm durchs Leben zu gehen und ihn doch nie zu öfnen. Und trotzdem: Ich habe eine Scheißangst.
Kennst du das?
Lass uns der Welt zeigen, wer wir wirklich sind! Lass uns erkennen, dass wir alle gleich sind. Und dass es sich lohnt, das der Welt auch zu zeigen.
Jetzt.
Es ist 3:34. Ich sitze an der Grenze von Ecuador nach Columbien. Ich habe es mal wieder vercheckt die richtige Busverbindung rauszusuchen und tigere nun bei gefühlten 10 Grad mit meiner hippen Urban Outftters Jacke und meinen lila Nikes vor der Botschaft umher. Nur blöd, dass hip sein dir gar nichts bringt, wenn du frierst wie Bolle und von den 3 Taxifahrern beäugt wirst wie nacktes Fleisch. Angeglotzt. Denn du bist die Weiße, anders als die Anderen. Ich bin alleine, hier ist weit und breit nichts zu sehen, außer dunkle Augen, die mich anfunkeln. Fühle mich wie Rotkäppchen im Wald. Ich habe Angst. Und ich bin wütend auf mich, dass ich mich selbst in so eine Situation gebracht habe. Im Wagen neben mir läuft der Motor. Drinnen sitzt eine Frau, sie sieht aus wie die Hexe aus Blair Wich, einen Umhang um die müden & trägen Schultern. Graue Haare umranden ihr dunkles Gesicht. Meine Häärchen stellen sich auf. Sie bewegt ihre Lippen, doch hören tue ich nichts. Doch höre ich etwas Anderes, und das gefällt mir nicht: Denn der Taxifahrer kommt auf mich zu, fragt mich was ich hier so alleine mache und setzt sich neben mich auf die Bank. Er rückt näher. Spüre seinen Atem in meinem Nacken. Ich sehe meine Lippen bewegen, doch heraus kommt kein Wort. Und da steigt die Frau aus und kommt auf mich zu. „Sie gehört zu mir, wir reisen nach Columbien!“, sehe ich ihre Lippen bewegen und hören tue ich es auch. Der Mann steht auf und geht. Sie hat den bösen Wolf vertrieben. Sie hat mich gerettet. Und zusammen sitzen wir, die Hexe aus Blair Witch und die Weiße, nebeneinander. Teilen uns einen Schlafsack und gucken in den dunklen Sternenhimmel. Und ich schäme mich, denn ich habe ihr Unrecht getan. Denn die Hexe war eigentlich ich.
Kennst du das?
Lass uns der Welt zeigen, wer wir wirklich sind! Lass uns erkennen, dass wir alle gleich sind. Und dass es sich lohnt, das der Welt auch zu zeigen.
Jetzt.
Wenn du in einem fremden Land bist, dehnt sich alles aus. Jede einzelne Minute fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Du kannst Sekunden ziehen wie Kaugummi. Du saugst alles Fremde in dir auf und läufst mit weit geöfneten Augen durch die Straßen. Immer auf der Suche nach dem einen Moment, den du nie wieder vergessen willst. Ich atme ein und atme aus. Denn ich habe ihn gefunden, diesen einen Moment. Ich sitze am Strand von Neuseeland. Ich schaue auf das Meer und fühle etwas, das ich seit langer Zeit nicht mehr gefühlt habe: Glück. Glück, das dich fühlen lässt, das du nichts brauchst. Nicht deinen besten Freund neben dir, deine Schwester oder ein kühles Bier in der Hand. Du fühlst dich aufgehoben. Denn du bist angekommen. Angekommen da, wonach du dich lange gesehnt hast. Wonach du Zuhause gesucht und immer und immer wieder gesucht hast. Auf Partys in dunklen Ecken, während dem Sex mit dem heißen Bassisten deiner Lieblingsband, während du auf den Display deines I Phones schielst und deine Nachrichten checkst. Dich in deinem Facebook Account verlierst, auf der Suche nach… Du weißt es nicht. Egal, noch ein Bier mehr, nicht so viel grübeln, yolo und so. Aber hier brauchst du das nicht. Denn hier zählst nur du und das was du willst. Hier schreibst du deine eigene Baseline.
Du lebst nach deinem Rhythmus und der Rhythmus ist dein Herzschlag.
Du weißt, du wirst als anderer Mensch zurückkehren, die Welt anders sehen, denn wenn du willst bleibst du wach bis die fucking Wolken wieder lila sind, und dir ist klar:
Das was ich hier erlebt habe, kann mir niemand nehmen.
Du weißt, dass du nichts tun musst, nichts sein musst und auch nichts sagen musst. Dass du in Ordnung bist, so wie du bist. Dass du niemanden zeigen musst, wie cool du bist, weil ich es eh schon sehe. Dass ich auf das höchste Dach der Welt steige und schreie: „Komm, lass uns springen!“ Ich nehme dich bei der Hand, dann ist alles gut.
Und du hast keine Angst mehr. Und wir trauen uns.
Wir springen.
Jetzt.