Das Leben ist eine Sinuskurve. Es gibt Scheißzeiten und dann wieder gute Zeiten. Und mittendrin Zeiten, die so lala sind.

 

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Eine Lebensweisheit, die ich von einem neuen Freund gelernt habe. Ziemlich ernüchternd, wie ich finde. Ich würde es vielleicht so beschreiben: Das Leben ist eine wilde, aufregende Achterbahnfahrt, die uns weit hinauf zu den Sternen, aber auch tief hinunter in das Land der Zweifel mit zu vielen Gin Tonics und zu wenig Vertrauen in uns selbst katapultiert.

Das wiederum, ist wahrscheinlich eine eher emotionale, typische Frauenansicht. So oder so stelle ich mir gerade jetzt im Moment die Frage: Aufgeben oder Weitermachen? Denn die Achterbahn rauscht mit mir gerade durch das Tal der Selbtszweifel und ich stelle mir die Frage, der alles bedeutenden Fragen:

 

Glaube ich an mich selbst?

 

Auslöser hierfür ist eine Entscheidung, die ich vor 3 Wochen gefällt habe. Eine Entscheidung, die mir, um ehrlich zu sein, halbwegs abgenommen wurde: Ich wurde nämlich gekündigt. In meinem neben-dem-schreiben-auch-richtige-Kohle-verdienen-Gastro-Job. Der Job, der mein Schrägstrich war. Autorin / Kellnerin. Der Job, der meine Miete und die neue Levis bezahlt hat, die ich mir eigentlich nicht leisten kann.

Der Job, der mein Backup war, mein Airbag, den ich die letzten 4 Jahre in Zeiten der Geldknappheit immer meinen Schutzpanzer nennen durfte. SchutzPANZER. Wie das Wort schon sagt, auch eine gute Möglichkeit, mich zu verstecken und mein wahres Potenzial unter Verschluss zu halten. Trotzdem, der Job hat mir Kohle gebracht und Spaß hat er mir auch gemacht. Und dann war er weg. Rums, zack, bum. Und nu?

 

KEINE HALBEN SACHEN MEHR

 

Beste Gelegenheit, die Gastro an den Nagel zu hängen, die ganze Misere als Chance zu betrachten und endlich wieder das zu machen, was ich kann und gerne tue. Schreiben. Und das Fulltime und nicht nur als Freie mit dem ein- oder anderen erkämpften Auftrag von Zeit zu Zeit. Nein, so richtig. Ganz oder gar nicht. Keine halben Sachen mehr. Einen Neuanfang wagen und mal wieder nach den Sternen greifen. Da weitermachen, wo ich vor Jahren aufgehört habe. Wo mir zwischen nicht beantworteten Bewerbungen als Autorin, Ablehnungen und Selbstzweifeln irgendwann die Puste ausging. Und dann, meine lieben Freunde folgte etwas Bitteres. Etwas, das wir eigentlich nicht gerne zugeben oder aussprechen wollen. Das Aufgeben.

Doch jetzt, nach den vergangenen Jahren des Reifens, des Reisens in ferne Länder und der Selbsterkenntnis, die man mit 30 Jahren erworben zu haben glaubt, jetzt ist die Zeit reif. Die Zeit, seine Träume mal wieder an den Cojones zu packen und den Reset Knopf zu drücken. Den Schleier des Vergessens über die Ablehnungen und Verletzungen zu legen, und etwas wagen. Oder um es in meinen Worten zu sagen: Mal wieder ordentlich was reißen!

Jedoch birgt auch jeder Neuanfang ein gewisses Risiko. Denn wenn wir die Leiter weit hinauf klettern, können wir auch tief fallen. Und das recht hart und ohne Schutzpanzer. Und da bin ich wieder. Also:

Aufgeben oder Weitermachen?

 

UND WO, IN DREITEUFELSNAMEN, IST MEIN WEG?

 

Diese Frage stelle ich mir nun seit ca. 2 Wochen. Okay, gelogen. Diese Frage stelle ich mir seit ich mein Abitur 2006 mit einem Durchschnitt von 4,0 gerade so in der Tasche hatte. Denn gerade noch so mit einem selbstgefälligen jetzt-seid-ihr-mich-los-ihr-Trottel – Grinsen im Gesicht dem Schulaltag den Rücken gekehrt, folgt schnell die bitterböse Realität:

Das Leben. Und das, meine lieben Freunde, kann eine hinterhältige Schlampe sein. Da folgt eine Realitätswatschn der Anderen. Da brauchen wir weit mehr als ein Abschlusszeugnis in die schweißnasse Hand gedrückt, einen müden Schulterklopfer, ein scheinbar mutmachendes „Du wirst deinen Weg schon gehen!“ – Gefasel von dem Schuldirektor, der uns eine Woche vorher noch beim Gras Rauchen und heimlichen Knutschen im Schulhof ertappt hat.

Denn die Frage, die ich mir stelle, ist: Schön und gut gehen, aber wohin denn? Den Weg zum Ausgang vom Schulgebäude habe ich immer gut gefunden, da brauchte ich keinen Wegweiser. Jedoch hätte ich einen Wegweiser für das Erwachsenwerden gebraucht, für das Richtig und das Falsch. Wäre es nicht schön gewesen, gleich schon die Wahrheit zu erfahren? Nämlich, dass wir uns tagtäglich entscheiden müssen, welche Richtung wir einschlagen. Für was wir uns entscheiden. Dass der Weg gepflastert ist vom Aufgeben und Weitermachen.

 

DAS LEBEN IST EIN MIESER VERRÄTER

 

Vorerst entschied ich mich fürs Weitermachen. Ich fällte einen Entschluss: Ich möchte schreiben. Denn das war eine Sache, von der ich wusste, das ich sie gerne tue. Ich möchte etwas tun, das bleibt. Also beginne ich damit, Praktika zu machen. Wie man das eben so macht, wenn man Journalistin werden möchte. Erfahrungen sammeln. Lernen. Oder wie ich es nenne: Der Arsch vom Dienst sein und mit gaaanz viel Glück deine Chefs auf dich aufmerksam machen und beweisen, was du nicht alles drauf hast.

Also tue ich das. Beweisen, was ich nicht alles drauf habe. Summa summarum 3 Jahre meines Lebens. 3 Jahre, in denen ich von einem Praktikum zum anderen gelaufen bin. Jahre, in denen ich die träumende Emma Stone aus LA LA Land war, die während sie noch mit dem hübschen Ryan Gosling einen Stepptanz bei Mondschein hinlegt, sich sieht, wie sie eines Tages eine erfolgreiche Schauspielerin ist. Aber genauso auch Jahre, in denen ich alles hinschmeißen wollte. Mit dem weißen Handtuch wedeln. Jahre, in denen ich zweifelte. Jahre, in denen ich der Arsch vom Dienst war, aber auch gelernt habe. Nämlich, dass das Leben ein mieser Verräter sein kann, der uns mit all seiner Kraft und Intensität herausfordert. Und prüft. Jeden Tag aufs Neue. Was wollen wir? Und wieviel sind wir bereit dafür zu tun?

Ganz ehrlich? An manchen Tagen habe ich keinen Bock. Einfach keinen Bock. Da liege ich auf meinem Bett, gucke aus dem Fenster und selbst der Gang zur Toilette stellt schon eine Herausforderung dar. Da denke ich: Was zur Hölle mache ich hier eigentlich? Damals wie heute kann ich das sehr gut. Zweifeln. Ist es eine gute Idee, das mit dem Schreiben weiter zu machen?

Türen, die mir vor der Nase zugeschlagen wurden kann ich mitlerweile zu meinem festen Begleiter zählen: Von der Deutschen Journalistenschule abgelehnt, von der pleite gegangenen Zeitung vor die Türe gesetzt, den Autorenwettbwerb nicht gewonnen, bei zich Magazinen beworben – nicht mal eine Antwort erhalten. Und das sind nur wenige davon. Rums, zack, bum! Türe zu.

 

LASST UNS LOS, EINFACH ABHAUEN UND EIN FLOß BAUEN

 

Joa, und zu blieb sie auch recht lange. Denn wenn ich so oft abgelehnt werde, was hat das dann für einen Sinn? Vielleicht kann ich ja gar nicht schreiben, vielleicht sollte ich etwas anderes machen. Etwas, bei dem man nicht so viel riskiert. Bei dem man nicht so viel verliert. Und auch nicht fällt.

Nur hat die Sache leider einen Haken: Denn wenn wir nicht fallen und lernen wieder aufzustehen, bleiben wir starr. Wir verharren in einem Zustand, in dem wir uns verstecken – Vor der Welt, vor unseren Fähigeiten und vor uns selbst. Und dabei ist es vollkommen wurscht, ob es darum geht, einen neuen Job zu finden, der uns gefällt, eine neue Wohnung oder aber uns zu öffnen für eine neue Liebe.

Aber ganz ehrlich, ich hab Schiss. Schiss davor, wieder abgelehnt zu werden und am Ende doch wieder in der Gastro zu hocken und Kaffee Latte gegen meine Träume einzutauschen. Eine gute Freundin hat mir vor ein paar Tagen gesagt: Gucke doch was du in der Vergangenheit alles geschafft hast, dann ist die Zukunft ein Klax für dich. Also beginne ich zu überlegen. Und so langsam, ganz langsam lichtet sich der Nebel um all die Ablehnungen und Stolpersteine. Was ich jetzt sehe sind die Dinge, die ich tatsächlich schon gerissen habe.

Ich habe meine Angst vor fremden Leuten zu sprechen überwunden und bin auf Poetry Slams aufgetreten – und habe sogar gewonnen. Ich bin mit einem Surf-Brett ins Meer gegangen, obwohl ich eigentlich eine Scheißangst vor Wellen habe. Ich bin in Frankreich um die Häuser gezogen und habe nach einem Job gefragt, obwohl ich eigentlich kaum Französisch spreche. Ich habe alleine fremde Länder und Welten entdeckt und in mein Herz gelassen. Ich habe mein Herz geöffnet. Für fremde Menschen und für mich selber. Und ich habe einen neuen Schrägstrich. Obwohl / Autorin. Denn obwohl wir Angst vor gewissen Dingen haben und sie eine Herausforderung darstellen, tun wir sie trotzdem.

Und ich glaube, wielleicht ist das das Leben. Vielleicht ist es nicht, immer sein Allerbestes zu geben und zu tun, immer voranzuschreiten, immer mehr zu wachsen. Vielleicht ist es auch mal innehalten. Oder einfach tun. Losrennen, abhauen in ferne Länder, weglaufen vor gescheiterten Beziehungen und dem Leben.

 

AN ALLE UNENTSCHLOSSENEN, ZÖGERER & ZWEIFLER

 

Vielleicht hat mein Freund doch Recht und das Leben ist eine Sinuskurve. Auf und ab. Vielleicht waren die letzten Jahre, in denen ich einen kreative Pause gemacht habe auch gut. Gut, um mich selbst kennen zu lernen. Vielleicht brauchen wir von Zeit zu Zeit einen Winterschlaf, in dem wir mal wieder durchatmen und herausfinden, was wir eigentlich wollen.

Denn neben den ganzen zugeschlagenen Türen vergessen wir oft die halboffenen Türen, die uns eine neue, ja vielleicht andere Sichtweise oder gar neue Möglichkeiten bieten. Und auch wenn ich vielleicht doch irgendwann wieder Kaffee koche, kann ich zumindest sagen, dass ich es probiert habe. Nein, gelogen. Präsens. Dass ich es probiere. Jeden Tags aufs Neue.

Also widme ich diese Zeilen an euch da darußen, die träumen. An alle Unentschlossenen, Zweifler und Zögerer. Die nicht aufgeben, die weitermachen. Die ihr Ding durchziehen, sich nicht vom Weg abbringen lassen. An euch, denen gesagt wurde, sie sollen was „Richtiges“ machen und erwachsen werden, die schon blaue Flecken von zugeschlagenen Türen haben und an all die, denen der Mut ausgeht. An euch da draußen, die zweifeln und kämpfen und trotzdem nicht aufgeben. Lasst uns weitermachen. Lasst uns Fehler machen, lasst uns scheitern so oft es geht und auch wenn wir fallen sollten, gibt es immer einen Airbag. Denn das Wichtigste, das allerwichtigste ist doch: Du bist nicht alleine.

Vielleicht können wir es ja so sehen: Jede zugeschlagene Türe verpasst uns eine Narbe. Jedoch eine Narbe, die eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte über unseren Mut und unsere Unerschrockenheit gegenüber dem Leben.

Und das kann so wunderschön sein.

 

 

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