Ich stehe zwischen Apple Store und Mc Donalds, zwischen Selbstmordgedanken und Aufgeben.

 

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An Tag 2 meiner Ankunft in Südamerika habe ich die wahnwitzige Idee mir eine chilenische Handykarte kaufen zu müssen. Und das mit gefühlten 20 spanischen Vokabeln im Kopf, plus 10 weiteren Vokabeln, aufgekritzelt auf einem Zettel Papier, das ich verkrampft in meiner Hand halte.

Plus 3 Wörter, die mir ein Straßenjunge an den Kopf geworfen hat, als ich seinen Vorschlag, ihn nach Hause zu begleiten, vorerst ausgeschlagen habe.

 

33 GRÜNDE KEHRT ZU MACHEN

 

Das macht 33 spanische Vokabeln. Oder aber 33 Gründe kehrt zu machen und zuzugeben, dass das alles eine absolute Schwachsinnsidee war.

Wer kommt schon auf die Idee mit ein paar Spanischfloskeln und ein paar Hundert Euro in der Tasche alleine ans andere Ende der Welt zu reisen?!

Tjaha, welcome to my life!

Ich stehe also immer noch in der Stadt, in Santiago de Chile. Um mich herum geht es mehr zu als am Berliner Hauptbahnhof. Nur das ich dort wenigstens verstehe, was die Menschen sagen. Und hier verstehe ich nichts. Kein Wort. Mal wieder.

Ich fühle mich anders als die Anderen. Ausgeschlossen.

 

HEIMWEH AN TAG 2

 

Nicht jammern, sondern weitermachen, denke ich bei mir. Ich versuche, mir gut zuzureden. Immerhin habe ich es von meinem Hostel bis hier hin, in das Barrio „El Centro“ geschafft.

Gut, es hat fast 3 Stunden gedauert, obwohl der süße Typ im Hostel meinte, es dauert 20 Minuten. Und okayyy, ich bin dreimal im Kreis gelaufen, aber hey, wer kann schon wissen, wie sich das südamerikanische Straßensystem aufbaut?!

Mein 3. Versuch bei „Claro“, einem chilenischem Prepaidkarten-Anbieter, endet damit, dass ich verloren am Straßenrand stehe, mein Telefon in der Hand, welches nicht funktioniert und das Schlimmste:

Ich habe Heimweh. Heimweh an Tag 2.

Wie bescheuert ist das denn? Es läuft gerade nicht so und da bekomme ich schon Heimweh. Na Bravo!

Ich laufe verplant in irgendein Cafe und überlege, was ich nun tun soll. Warum zur Hölle versteht mich hier auch niemand? Soo schlecht rede ich jetzt auch nicht. Ich bin frustriert. Wie schwer kann es sein, sich eine Prepaid-Karte zu kaufen?!

Resigniert mache ich mich auf den Heimweg. Ich probiere es morgen nochmal. Neuer Tag, neues Glück.

 

FROM DUSK TILL DAWN

 

Ich laufe Richtung Hostel. Ein bisschen Gesellschaft wäre jetzt schön. Ein bisschen reden, mit jemandem, der mich versteht. Die Sonne geht langsam unter, es ist 19.30 Uhr in Chile.

23.30 Uhr in Deutschland.

In den Straßen beginnt jetzt das Leben. Die Leute tanzen auf dem Gehweg zu Latino-Musik, die Frauen schweben wie Salma Hayek um ihre Männer, bewegen sich rhytmisch zur Musik und scheinen die Nacht zum Tag zu machen.

Vollkommen frei und sorglos.

Die Musik dröhnt aus den Boxen, am Straßenrand wird Fleisch auf Spießen verkauft und die Karaffen voller Bier verströmen einen süßlichen Geruch.

Ich kapiere irgendwie nicht, dass ich wirklich hier bin. Und irgendwie macht mir das ganze Fremde, so aufregend es auch ist, auch ein bisschen Angst. Vielleicht sollte ich mich einfach ins Bett kuscheln und mich ein bisschen selbst bemitleiden.

Und in dem Moment, als ich in meine Straße einbiegen will, rempelt sie mich an.

„Tschuldigung, das tut mir leid!“, sagt sie.

Ich strahle.

Heute gehe ich nicht vor Sonnenaufgang schlafen.

Und das Schönste: Als ich müde und angetrunken in mein Hostel zurückkehre, fühle ich mich nicht nur ein bisschen wie Salma Hayek, sondern weiß auch ganz genau, wo ich bin.

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