Heute ist der 1.1.2015. Der erste Tag im neuen Jahr.

Año Nuevo.

 

 

Nur ist es nicht nur der erste Tag im neuen Jahr, sondern ebenso der erste Tag im neuen Jahr in einem fremden Land plus der erste Tag, an dem fest steht:

Ich gehe nach Columbien!

Ihr lebensfrohen und verrückten Colombianer, freut euch auf mich! Pablo Escobar dürfte ne Runde Konfetti schmeißen, würde er noch unter uns weilen. Macht euch bereit, ich komme!

6.500 Kilometer und 2 Länder, die ich durchquere, und das nur aus einem einzigen Grund: Weil es mir mein Bauchgefühl sagt.

Joa, das könnte man auch verrückt, total bescheuert oder als riskant auslegen, aber für mich ist es der einzig richtige Weg. Wenn du in einem fremden Land bist, die Sprache gerade so mas o menos beherrschst und von Zeit zu Zeit von Heimwehatacken heimgesucht wirst, bleibt dir nicht viel, außer eins:

Deine Intuition. Und darauf verlasse ich mich.

Meine Intuition, die mir sagt: The Party is over now. Time to move on.

 

TIME TO DRINK CHAMPAGNE AND DANCE ON THE TABLE

 

Was aber nicht heißt, es noch ein allerletztes Mal mit den Freunden so richtig krachen zu lassen. Und welche Gelegenheit wäre da passender, als die Silvesternacht?!

Die Vorbereitungen darauf beginnen schon Tage vorher, lebenswichtige und essentielle Fragen, wie: Was ziehen wir an? (Konversation Clarissa & ich), haben wir genug Rotwein? (Matthieu) und Pablo, der es mit den Worten der Beatles sagt:

„I wanna be with Lucy in the sky with diamonds.“

Gesagt, getan, so stehen am Abend ein Haufen aufgeregter und mit Vorfreude vollgestopfter Freunde, die eine gemeinsame Mission haben:

Diese Nacht unvergesslich zu machen. Anstoßen auf unsere Freundschaft und darauf, dass ich alleine und ohne Plan in eines der gefährlichsten Länder der Welt reise. (Mutter, wenn du das liest, das wusste ich davor natürlich noch nicht :))

 

MISSION: VERRÜCKT UND VERRUCHT SEIN

 

Ich hatte meinerseits allerdings noch eine weitere Mission, von der aber nur Diana & Clarissa wussten:

Meinem traurigen Dasein als Single ein Ende setzen und zumindest für diese eine Nacht mal die Sau rauslassen, nicht daran denken, was Daheim ist oder war, sondern das tun, was Singles gerne tun, nämlich:

Mit Fremden knutschen! Das hatte ich zumindest gehört.

Außerdem wollte ich mich ablenken. Denn ich habe Schiss. Da ist nämlich diese leise Stimme, die mir zuflüstert:

Was ist, wenn es nicht klappt?

Was, wenn ich es nicht nach Columbien schaffe? So ganz alleine.

Eine leise Stimme, aber ein lautes Echo.

Aber hey, ich wollte verrückt und locker sein, alles easy pisy sehen, wie die coolen Kids von Heute. Yolo und so. Also schalte ich die Stimme auf Stumm-Modus und folge meinen Freunden auf die Straßen, hinein in die Nacht. Dort, wo hoffentlich ein wildes Abenteuer auf mich wartet und ich im Nachhinein stolz meinen Freunden zu Hause davon berichten kann.

 

FRENCH GUYS, I LOVE U

 

Das Abenteuer lässt nicht lange auf sich warten, denn ich kann nur so viel sagen:

Año Nuevo in Valparaiso ist krass! Krasser als krass. Die Straßen sind vollgestopft von Menschen überall aus der Welt, angezogen von den Partys auf den Straßen, der Musik, dem Flair und vino tinto in Strömen und das Beste: das Feuerwerk um 24 Uhr auf den Hügeln der Stadt mit Blick über das Meer.

Und auch wenn der Schnee hier nicht von oben kommt, so kommt er definitiv von unten. Und das in rauen Mengen und mitten auf dem Gehweg. Das ist hier normal, sagte Diana, als ich mit weit aufgerissen Augen glotze. Joa gut, back to the 80’s würde ich sagen.

Und zu meiner allergrößten Freude kann ich auch meinem Leben als verzweifelten Bridget Jones ein Ende setzen, denn der süße Franzose – Gast in unserem Hostel – dessen Namen ich leider vergessen habe, umwirbt mich mit seiner Aufmerksamkeit.

Aufmerksamkeit, die ich gerade sehr genieße. Auch mal ok, brauchen wir alle von Zeit zu Zeit, denke ich, während ich mich in seinen Armen zu der Musik der Stadt herumwirbeln lasse. Hach, in Sekundenschnelle verfalle ich seinen Charme. Die Franzosen halt 🙂 Meine Endorphine schlagen Purzelbäume.

Gut. Wie sich später herausstellt, ist der charmante Franzose gerade mal 24 Jahre alt! Fuck, wieso passiert das immer mir?!

Nun gut.

Legen wir den Schleier des Vergessens darüber.

 

EINE NEUE ÄRA: VÖLLIG LOSGELÖST & FREI

 

Als es 24 Uhr schlägt, sich die Menge stürmisch umarmt und ich stürmisch meinem Franzosen in die Arme falle, fühle ich mich frei. Genauso wie die Lichter über der Stadt explodieren, explodiert auch die leise Stimme in meinem Kopf. Der Teufel hat klein bei gegeben und sich verkrümelt.

Für einen kleinen Moment fühle ich mich berauscht von dem Abenteuer und der Tatsache, dass ich noch nie Silvester in einem anderen Land verbracht habe.

Hallo, neues Ich, neue Verena, die sich locker und leicht ins Leben stürzt. Die keine Angst vor der Zukunft hat und wild mit einem Franzosen rumknutscht. Und ok, auch hallo du Flasche Rotwein, die ich, uuups, fast alleine geleert habe 🙂

Ich beobachte in meinem halb angedudelten Zustand die Lichter, die Freude, und das, was ich bisher geleistet habe. Nämlich so einiges. Und meine Angst ist vergessen.

 

“Wenn wir Angst vor der Zukunft haben, sollten wir uns daran erinnern, was wir in der Vergangenheit bereits alles geschafft haben.” #schlauerKalenderspruch

 

Und ganz ehrlich: Wer es schafft, an Silvester mit einem Fremden zu knutschen, der schafft es mit links eine Reise ins Ungewisse anzutreten.

Ich umarme meinen Franzosen, meine neu erworbene Leichtigkeit und schreie:

 

Colombia Baby, ich komme!

 

 

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