Ich sitze am Flughafen Richtung Südamerika und höre „Kaffee warm“ von OK Kid.

 

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Die Playlist, die mir ein Freund noch kurz vor meinem Abschied gemacht hat.

Verdammt nochmal, wieso sind auf dieser Liste nur traurige Lieder? Das hat er doch mit Absicht gemacht.

Ich sehe Bilder von den letzten Tagen und Wochen, Gefühle kommen hoch, Menschen, bestimmte Situationen. Und da kommen sie auch schon. Die Tränen, gefolgt von weiteren Tränen und der Erkenntnis, bei der ich Muffensausen vom Allerfeinsten bekomme:

Ich verlasse meine besten Freunde und meine Familie für ein halbes Jahr!

 

WAS MACHE ICH HIER EIGENTLICH?

 

Was wird passieren? Werde ich finden, was ich suche? Und was zur Hölle suche ich überhaupt?

Selbstzweifel, gefolgt von Angst und dicht dahinter die Frage aller Fragen: Schaffe ich das? In ein fremdes Land gehen, ohne die Sprache zu sprechen, ohne eine Anlaufstelle?

Das einzige was ich habe, ist ein Zettel mit dem Namen des Hostels, in dem ich die ersten 4 Nächte schlafe. Falls ich es bis ins Hostel schaffen sollte..

 

MEIN ZIEL.. WAS WAR DAS GLEICH NOCHMAL?

 

Ein halbes Jahr Südamerika. Gutes tun. Die Welt sehen. Ankommen. Irgendwo, und das finden, was ich tief in meinem Herzen suche. Doch was genau ist das eigentlich? Habe ich so etwas wie ein Ziel?

Kennst du das? Du hast eine Idee, du formst Gedanken dazu, irgendwann sprichst du sie laut aus und dann gibt es kein Zurück mehr. Kein Rückgaberecht, kein Umtausch möglich. Tadaa, du hast den Zonk gezogen. Doch was folgt dann?

Als ich ein Kind war, lautete mein Ziel meine feste Zahnspange loszuwerden. Dicht darauf folgte das Ziel, den ersten Kuss zu bekommen, dann kam das Abitur, dann der Abschluss meines Studiums, bla bla. Du und ich, wir kennen das Spiel.

 

WER SCHLEIFT MICH IN DAS VERDAMMTE FLUGZEUG?

 

Und da fällt es mir auf: Wieso stecken wir unsere Ziele immer so verdammt hoch an? Wieso gleich der Abschluss des Studiums und nicht einfach mal die 1. Vorlesung ohne Einschlafen überstehen? Ziele kleiner setzen, einfacher. Dann sind sie erreichbarer und die Angst, es nicht zu schaffen, geht verloren.

Ein kluger Spruch lautet: „Wenn du Angst vor der Zukunft hast, dann schaue was du in der Vergangenheit bereits geschafft hast!“ Eigentlich halte ich nicht sonderlich viel von klugen Sprüchen, denn die können mich auch nicht in das Flugzeug schleifen, wenn es sein muss.

Doch was ich für mich aus diesem Satz ziehe, ist Vertrauen zu haben. Vertrauen in mich und meinen Weg.

Manchmal funktioniert es, manchmal nicht. Doch heute, jetzt entschließe ich mich dazu, keine Angst zu haben, einen Fuß vor den Anderen zu setzen und in das verdammte Flugzeug zu steigen. Denn das ist für heute mein Ziel! Und was kommt wenn ich aus dem Flugzeug aussteige, das sehe ich, wenn ich am anderen Ende der Welt stehe.

Ich drücke auf Pause.

„Flug nach Santiago de Chile, letzter Aufruf!“

 

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