Ich sitze augenblicklich am Busbahnhof in Peru und warte auf Jose. Meinem Freund bei Couchsurfen, der mich hier abholen möchte.

 

P1020933

 

Und wo ich eigentlich draußen bei meiner neuen Freundin Maria stehen sollte, habe ich mich in der Toilette verbarrikadiert. Warum? Ich schätze, ich brauche eine kurze Pause vom Leben. Vielleicht auch von mir selber. Ich bin platt. Und so starre ich mein dezent abgefucktes Ich im Spiegel an und komme ins Grübeln.

 

I TUMBLE, TUMBLING BLINDLY

 

Ich finde, es ist manchmal gar nicht so leicht immer „seinen Weg“ zu gehen. Manchmal ist es mühsam. Manchmal denke ich mir, es wäre so viel leichter stehenzubleiben und ein kleines Päuschen zu machen. Vielleicht möchte ich nicht immer dagegen schwimmen, sondern vielleicht einfach mal mitschwimmen mit dem Strom.

Von Zeit zu Zeit kommt eine kleine Durststrecke. Es wird anstrengend. Wir sitzen da und wissen eigentlich ganz genau, wie der nächste Schritt aussieht, doch gehen können wir ihn irgendwie nicht.

Wir sind ausgepowert. Unser Mut und unsere Stärke pausieren anscheinend gerade.

Dafür kann es viele Gründe geben. Einer davon ist für mich die Veränderung. Wenn sich etwas in meinem Leben verändert, was mir nicht gefällt, fühlt es sich an, als wäre ich aus der Bahn geworfen. Als würde ich auf einmal auf der entgegengesetzten Fahrbahn fahren. Und dabei kann es sich um alles drehen. Veränderung im Job, in der Familie, oder aber eine Veränderung in einer so wichtigen Sache: Der Freundschaft.

 

 VERÄNDERUNG, DU LÄSST MICH STRAUCHELN

 

Diejenigen, die eine Zeitlang den Weg mit uns Seite an Seite gegangen sind. Freunde. Oder auch viel mehr als das: Seelenbegleiter. Zeitgenossen. Sam für Frodo. Yoko für John. Oder aber Ernie für Bert.

So kommt es da auch zu Veränderung. Und das kann nur eine Kleinigkeit gewesen sein, aber auf einmal gehen wir nicht mehr Seite an Seite. Auf einmal gehen wir nur noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Und manchmal verstehen wir gar nicht warum das so ist.

Der Weg wird ohne den Anderen fortgesetzt. Oder vielleicht noch mit ihm, aber ganz bei dir ist er nicht mehr. Und das ist wohl auch normal und okay, aber es schmerzt. Es tut weh.

Wir fühlen uns zurückgewiesen. Autsch! Und das wurden wir vielleicht auch, aber wieso beeinflusst uns das so in unserem Leben? Wieso lässt es mich stolpern und mein Ziel, meinen Weg, nur noch verschwommen sehen? Ich stelle mich selbst in Frage.

 

WO IST MEINE KONSTANTE?

 

Wenn du jemand bist, der versucht, sein Leben nach seinem eigenen Rhythmus zu leben, bist du froh über Konstanten. Denn viele gibt es da nicht. Beim Reisen erst recht nicht. Du gierst nach Beständigkeit, zumindest einer kleinen, denn einen festen Job hast du nicht oder aber einen Ehering an deinem Ringfinger.

Da fühlt es sich umso schlimmer an, wenn eine so wichtige Konstante auf einmal nicht mehr so konstant ist. Du hast das Gefühl, als würdest du durch die offene Türe geschubst und stolperst mit wackeligen Beinen. Unfreiwillig.

In etwas so, als hättest du 3 Bier getrunken. Und das Schlimmste: Wirklich etwas dagegen tun kannst du nicht. Da hilft höchstens noch eine Flasche Wasser vor dem Schlafengehen, um dem Kater am nächsten Morgen zu entkommen.

 

ICH WILL ALLES GLEICH SOFORT & JETZT

 

Ein weiterer Grund ist die Geduld. Wenn etwas nicht „gleich“ so läuft, wie du es dir vorstellst, nicht so voran geht, obwohl du viel dafür tust. Wenn du es immer und immer wieder versuchst, aber nichts dabei rumkommt.

Vollkommen egal, ob du dich für eine bestimme Stelle immer und immer wieder bewirbst, oder aber den 100 Meter Sprint unter 10 Sekunden schaffen möchtest. Du willst den verdammten Ball so unbedingt über das Netz schmettern, aber es gelingt dir einfach nicht. Das nervt!

Klar, wenn wir etwas unbedingt wollen, funktioniert es meistens nicht. Das hat mir schon meine Oma gesagt. Wurscht ob das ein Date mit dem süßen, aber leider vergebenen Kerl ist oder aber den Job bei dieser einen tollen Firma.

Wir brauchen Geduld. Ausdauer. Einen langen Atem. Aber ganz ehrlich: Ich habe lieber alles gleich und sofort. Und am besten noch mit einem großen Berg Schlagsahne oben drauf.

 

FUCK IT, ICH SCHWIMME MIT DEM STROM

 

Und zu guter letzt, na klar, wie kann es auch anders sein, kommen wir zur Angst. Definitiv ein Punkt auf meiner Liste. Angst davor, immer weiterzumachen, auch wenn wir mal stolpern sollten. Auch wenn wir mal auf der entgegengesetzten Fahrbahn fahren oder uns geliebte Menschen verlassen. Uns davon nicht unterkriegen lassen, sondern weitergehen.

Ja, so sieht der Masterplan aus und ich blicke der Angst gerne entgegen, doch jetzt gerade im Moment denke ich mir:

Fuck it, ich drehe um! Ich weiß nicht mehr genau wo ich eigentlich hin möchte. Habe das Gefühl, mein Ziel aus den Augen zu verlieren und nicht voran zu kommen. Und wieso überhaupt immer gegen den Strom schwimmen, das ist scheiße anstrengend auf Dauer. Wieso nicht auch wie die Anderen eine 40-Stunden-Woche, Yoga-Unterricht am Mittwoch und jeden Freitag Hugo mit den Mädels.

Das gibt Sicherheit. Beständigkeit. Man hat sein festes Einkommen und muss sich keine Sorgen machen, wie man Miete, Essen und vino tinto zahlt. Es erscheint mir im Moment irgendwie leichter.

 

AUFGEBEN ODER WEITERMACHEN?

 

Doch bin ich dann immer noch ich? Oder verleugne ich mich und das was ich eigentlich möchte. Ja wahrscheinlich. Ich blicke mein nicht mehr ganz so abgefucktes Ich im Spiel an und höre es von außen an der Türe klopfen. Es ist Maria, sie fragt ob alles okay ist.

„Ist alles wieder okay?“ frage ich mich selber und gucke mich im Spiegel an. Gehe ich raus und laufe weiter oder bleibe ich hier drinnen. Stagnierend. Was soll ich tun, höre ich mich in Gedanken meinen Bert fragen. Doch es kommt keine Antwort.

Es bleibt still.

 

Visit Us On TwitterVisit Us On FacebookVisit Us On Google Plus